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Fahrradunfall

Die Fahrradhelmpflicht in Deutschland

Fahrradreparatur.org Team
Verfasst von Fahrradreparatur.org Team
Zuletzt aktualisiert: 12. November 2016
Lesedauer: 6 Minuten
Auch junge Radfahrer profitieren von einer Fahrradhelmpflicht. © markusspiske / pixabay.com

Die Fahrradhelmpflicht in Deutschland bewegt die Gemüter regelmäßig: Immer wieder wird darüber diskutiert, ob das Tragen eines Helmes verpflichtend sein soll oder nicht. Erfahren sie bei Fahrradreparatur.org, welche Gründe für die Fahrradhelmpflicht sprechen und welche Aspekte dagegen sprechen!

Die Fahrradhelmpflicht soll in erster Linie dazu führen, dass Radfahrer sicherer von A nach B kommen. Der Kopf ist bei einem Unfall im Straßenverkehr nämlich besonders gefährdet: Eine gängige Verletzung bei Fahrradunfällen ist ein Schädel-Hirn-Trauma, das zugleich auch die häufigste Todesursache bei Unfällen von Radfahrern darstellt. Eine gesetzliche Vorgabe, den Fahrradhelm zu tragen, erscheint auf den ersten Blick also durchaus sinnvoll. Nichtsdestotrotz gibt es auch Faktoren, die gegen eine solche Pflicht sprechen.

Was spricht gegen eine Pflicht, den Fahrradhelm zu tragen?

Grundsätzlich gibt es aus Sicht der Radfahrer natürlich einige Aspekte, die gegen die Fahrradhelmpflicht sprechen würden. Dazu gehören in erster Linie natürlich die Anschaffungskosten: Wer noch keinen Helm besitzt, muss diesen erst kaufen. Sollte eine Regelung in der Straßenverkehrsordnung zum Tragen des Helms eingeführt werden, würde diese natürlich auch entsprechende Vorgaben zu der Qualität des Helmes beinhalten – entsprechend würden übermäßig günstige Modelle nicht ausreichen, um bei einer Fahrradkontrolle zu bestehen. Wer keinen Helm trägt, muss bei einer festgesetzten Pflicht natürlich ebenfalls zahlen. In der Regel würde hier ein Bußgeld verhängt werden.
Neben dem Kostenfaktor empfinden die meisten Fahrradfahrer auch das Tragen des Helmes als unangenehm – damit würde der Fahrkomfort für viele Radfahrer unter der Fahrradhelmpflicht leiden.
Weiterhin würde ein getragener Helm einige Radfahrer zu risikoreicheren Überholmanöver und erhöhter Geschwindigkeit verführen – der Schutz ist schließlich da. Dies hätte langfristig mehr Fahrradunfälle zur Folge. Dabei ist jedoch auch zu beachten, dass ein Fahrradhelm zwar einen gewissen Schutz darstellt, jedoch kein Allheilmittel ist: Bei sehr schweren Unfällen kann auch der Helm nicht mehr schützen.

UNSER TIPP:
Sind Sie als Radfahrer in einen Unfall verwickelt, können und sollten Sie als Geschädigter in schweren Fällen eine Unfallanzeige in Erwägung ziehen.

Doch nicht nur die Verbraucher wären in mancher Hinsicht durch eine solche Regelung benachteiligt – auch im Gesundheitswesen würde diese Pflicht spürbar werden: Durch eine Fahrradhelmpflicht würden einige Radfahrer aufhören, regelmäßig mit dem Fahrrad zu fahren. Die Angaben schwanken hier zwischen 10 % und 40 % – eine relativ hohe Zahl also. Durch diese mangelnde Bewegung fielen auch die gesundheitlichen Aspekte des Radfahrens weg, also die positiven Auswirkungen auf das Herz-Kreislaufsystem, die Stärkung der Muskulatur und das bessere Wohlbefinden. In Folge dessen steigen typische Erkrankungen des Immunsystems und des Herz-Kreislauf-Systems wieder an, was einen Mehraufwand an Kosten für das Gesundheitssystem bedeuten würde.

Faktoren, die für die Fahrradhelmpflicht sprechen

Die aktuelle Straßenverkehrsordnung gibt keine Pflicht vor, einen Helm beim Radfahren zu tragen. Vielmehr wird eine Empfehlung ausgesprochen, dass dies durchaus sinnvoll ist, da der Helm den Kopf vor Verletzungen schützen kann. Fahrradfahrer entscheiden aktuell selbst, ob sie einen Helm tragen möchten oder nicht – dies gilt auch für Kinder.
In einigen Aspekten wäre eine Fahrradhelmpflicht jedoch eine angemessene Maßnahme. So ist der Helm zwar bei schweren Unfällen sowie für den restlichen Körper nur ein geringer beziehungsweise gar kein Schutz, bei gängigen Stürzen und Unfällen können Schäden und Verletzungen – zum Beispiel eine Gehirnerschütterung – effektiv verhindert und vermindert werden. Damit würde die Anzahl an verletzten Beteiligten bei Fahrradunfällen deutlich zurückgehen. Beispiele aus anderen Ländern zeigen deutlich, dass die Anzahl an Kopfverletzungen mit der Einführung einer Helmpflicht deutlich zurückging.
Weiterhin profitieren natürlich Fahrradläden und damit auch die Wirtschaft von einer Fahrradhelmpflicht. Viele Radfahrer müssten den Helm nämlich erst kaufen, was höhere Umsätze für die Geschäfte zur Folge hätte.

UNSER TIPP:
Fahrradversicherungen übernehmen häufig nur einen Teil der Schadenssumme, wenn der Radfahrer ohne Helm gefahren ist. Auch deshalb lohnt es sich, einen Helm zu tragen.

Mittlerweile gibt es außerdem eine Vielzahl an attraktiven Helmen, die durchaus ansehnlich sind. Auch der Komfort beim Tragen wird von den jeweiligen Herstellern immer mehr verbessert: Durch Insektenschutznetze, leichte Materialien sowie ausgeklügelte Belüftungssysteme sorgen dafür, dass das Tragen des Fahrradhelms deutlich angenehmer ist als noch vor einigen Jahren.

Unter welchen Voraussetzungen könnte eine Fahrradhelmpflicht funktionieren?

Grundsätzlich müsste eine solche Regelung natürlich unter Abwägung und Berücksichtigung aller genannten Aspekte umgesetzt werden. Radfahrer müssten über die richtige Anwendung und die Wichtigkeit des Helmes informiert werden, denn bereits beim Kauf muss einiges beachtet werden: Der Helm muss perfekt sitzen, um wirklichen Schutz gewährleisten zu können. Dazu gehören sowohl der passende Umfang des Helmes als auch die korrekte Einstellung der Verschlüsse. Wichtig ist damit vor allem die umfangreiche Beratung der Radfahrer – so werden auch diejenigen vom Nutzen des Helmes überzeugt, die zunächst vielleicht trotz der Fahrradhelmpflicht darauf verzichten würden.
Sinnvoll kann es als Alternative zudem sein, die Fahrradfahrer ohne Helmpflicht dazu zu bewegen, für den Schutz des Kopfes beim Fahrradfahren zu sorgen. Auch dies gelingt durch umfangreiche Aufklärungskampagnen. Nicht wenige Radfahrer würden ein Bußgeld nämlich in Kauf nehmen – und dennoch weiterhin ohne Helm fahren.

Fazit

Ob eine Fahrradhelmpflicht in Deutschland sinnvoll ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehören vor allem die anfallenden Kosten – sowohl für das Gesundheitssystem als auch für den Verbraucher – sowie das Sicherheitsbewusstsein der Radfahrer und die richtige Umsetzung der Regelung. Wichtig ist in jedem Fall, die Fahrradfahrer auf die Notwendigkeit eines Fahrradhelms aufmerksam zu machen. Moderne Modelle sehen nämlich nicht nur gut aus und sind bequem zu tragen, sondern schützen den Kopf bei Stürzen und Unfällen auch effektiv vor Verletzungen.

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